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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Ruhe im Wald
Jäger klären in Schilderaktion auf
„Lass mich bitte liegen, fass mich nicht an und heb mich nicht hoch“, heißt es auf dem Plakat mit dem getupften Rehkitz. Auf einem anderen steht neben dem Foto eines Fasans: „Pass bitte auf, mein Nest ist so gut getarnt… du siehst es erst, wenn du drin stehst“ und auf einem weiteren mit Kitz, Hase und Rehbock: „Du suchst Ruhe im Wald? Wir auch! Bitte bleib auf den Wegen, sensibilisiere auch deine Kinder und nimm deinen Hund an die Leine“. Mit solchen Schildern werben die Jäger der Kreisgruppe Starnberg um mehr Rücksicht in Wald und Wiesen. Unter dem Motto „Ruhe im Wald“ wurden die wetterbeständigen Plakate angefertigt, die dann von den Jägern bestellt und in ihren Revieren an den beliebten Wanderwegen aufgestellt wurden.
Mittlerweile leiden nämlich auch die Wildtiere unter der Corona-Krise. Reise- und Ausgangsbeschränkungen haben einen wahren Ansturm von Ausflüglern auf Wald und Flur bewirkt. Radler, Jogger, Spaziergänger – oft mit Hunden – würden von frühmorgens bis tief in die Nacht den Lebensraum der Tiere bevölkern. Nicht alle hielten sich an die Regeln, vielen seien diese nicht einmal bekannt, bedauert Vorsitzender der Jäger, Hartwig Görtler. Erst vor kurzem hatte ein wildernder Hund in Geisenbrunn ein Rehwild getötet. Ein weiterer Hund hatte am gleichen Tag ebenfalls in Geisenbrunn einen Hasen über ein Feld bis kurz vor die Autobahn A 96 gejagt. „Der Hase schaffte es, dem Hund unverletzt zu entkommen“, heißt es im Polizeibericht. Doch nicht immer geht es so glimpflich aus.
Hunde an die Leine
Vor allem in der Schon-, Setz- und Brutzeit, die bis Juli dauert, sollten Hunde deswegen angeleint bleiben, auch zu ihrer eigenen Sicherheit, denn gemäß Bayerischem Jagdgesetz dürfen Jäger wildernde Hunde und Katzen zum Schutz des Wildes töten. Katzen gelten dabei übrigens als wildernd, wenn sie im Jagdrevier in einer Entfernung von mehr als 300 Meter vom nächsten bewohnten Gebäude angetroffen werden, mahnt die Polizei. Die Jäger versuchen mit den freundlichen Plakaten, auf denen quasi die Tiere selbst für sich sprechen, Einsicht und ein Umdenken zu bewirken. Vorsitzender der Jäger, Hartwig Görtler, versichert: „Jagd ist gelebter Naturschutz“. Die Kreisgruppe Starnberg im Bayerischen Jagdverband mit ihren 500 Jägern ist als gemeinnütziger Verein organisiert und als Naturschutzverband anerkannt. Wild, Wald und Feld seien eng miteinander verbunden, erklärt Görtler. Sie reagierten empfindlich auf Einflüsse durch den Menschen. Ein Mangel an Äsung und Deckung sei genauso negativ wie die Monokulturen. Der Wegfall einer Tier- oder Pflanzenart wirke sich ebenso negativ aus, wie eine Überpopulation der einen oder anderen Spezies. „Daher schaffen wir Jägerinnen und Jäger in unzähligen ehrenamtlichen Stunden Arbeit Wildäcker, Feuchtbiotope oder Feldhecken“, heißt es in seinem Schreiben auf der Verbandsseite.
Über die Einnahmen aus der Pacht finanzieren die Jäger den Bau und den Erhalt von Wald- und Feldwegen, aber auch die Kosten der neuen Plakate. Die Resonanz auf die Schilder ist übrigens so positiv, dass Görtler Bestellungen aus ganz Deutschland erhält.
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